Guatemala: „Kardinal Ramazzini ist ein starkes Zeichen“

Erzbischof, Mario Alberto Molina Palma, Bischof Wilhelm Krautwaschl, Kardinal Àlvaro Ramazzini. Foto: Matthias Fichtenbauer

Mit Àlvaro Ramazzini wird ein unermüdlicher Kämpfer für Menschenrechte und langjähriger Projektpartner von Welthaus Kardinal in Guatemala.

Als Hirte zu Fuß auf dem staubigen Weg in entlegene Bergdörfer zu Indigenen und Campesinos im westlichen Hochland Guatemalas. Als charismatischer Redner auf der nationalen und internationalen Bühne, wo er mutig die soziale Ungerechtigkeit anprangert. So kennt man Àlvaro Ramazzini, seit 1989 Bischof von San Marcos und später von Huehuetenango, zwei der ärmsten Regionen Guatemalas. An den Beginn seiner Amtszeit setzte er unzählige Besuche in den Dörfern, um die Lebensrealität in seiner Diözese San Marcos kennenzulernen.

Option für die Armen

Er erkannte, dass das harte Leben der Mehrheit in Guatemala für die Reichen unsichtbar ist: die Unterjochung der Indigenen und Kleinbauern, ihr Leben in prekärsten Umständen und von regelmäßigen Hungersnöten geplagt. Ohne Zugang zu Bildung und Gesundheit. Ohne ausreichend Land zum Anbau des Notwendigsten. An den Rand gedrängt, ausgeschlossen. „Diese Realität hat mein Leben geprägt“, sagt er von sich. So entstand seine Option für die Armen. Hirte von allen – aber vor allem von den Schwächsten und Verletzlichsten.

Als Gründer und Vorsitzender der Interdiözesanen Landpastoral, aus der später die Fundación Tierra Nuestra hervorgegangen ist, stand der Kampf um Land und für Grundrechte von Kleinbauernfamilien und LandarbeiterInnen im Zentrum seiner Arbeit. Als in seiner Diözese Gold abgebaut wurde – mit verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Natur –, gründete er die Kommission für Frieden und Ökologie (COPAE). Auch am Aufbau eines Netzwerkes katholischer Radiostationen in Guatemala war er maßgeblich beteiligt. Welthaus, HORIZONT3000, die Dreikönigsaktion und „Solidarität mit Lateinamerika“ haben die zahlreichen Projekte über all die Jahre unterstützt, immer im Austausch und Dialog mit Àlvaro Ramazzini. Häufig besuchte er auf Einladung von Welthaus die Steiermark.

Internationale Auszeichnungen

2005 wurde Ramazzini mit dem österreichischen Konrad Lorenz Staatspreis für seinen Einsatz für Menschenrechte und Umweltschutz ausgezeichnet. Diesem folgte 2011 der US-amerikanische Friedenspreis „Pacem in Terris Peace and Freedom Award“, eine Auszeichnung, die auch John Kennedy, Martin Luther King und Mutter Teresa gewährt wurde.

Ramazzinis Engagement ist in einem Staat, wo Landbesitz und Macht in der Hand weniger Oligarchen liegt, gefährlich. Er war bereits mehrmals Opfer von Morddrohungen und  Attentaten, verübt von Sicherheitsleuten von multinationalen Unternehmen oder Großgrundbesitzern. Die Erhebung in den Kardinalstand birgt die Hoffnung, dass sein Einsatz und Wort mehr Gewicht bekommen und er selbst vor kriminellen Übergriffen besser geschützt ist.

„Wir haben die Auswahl von Papst Franziskus mit großer Freude vernommen“, meint Dietmar Schreiner, Geschäftsführer von Welthaus. „Diesen bescheidenen Mann, der mutig und mit großem Rückgrat sein Leben in den Dienst der Armen stellt, in das Kardinalskollegium aufzunehmen, ist ein starkes Zeichen.“

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