Trotz strömenden Regens kamen rund 60 solidarisch bewegte Pilger nach Trofaiach, um mit Bischof Wilhelm Krautwaschl und afrikanischen Gästen zur renovierten Wallfahrtskirche Maria Freienstein zu pilgern.
Mit der Eröffnung und dem Pilgersegen von Stadtpfarrer Johannes Freitag zeigte sich die Sonne und auf der ersten Wegstation berichtete der Projektpartner des Welthauses Isamael Ndao aus dem Senegal von beeindruckenden Beispielen des Dialogs zwischen Christen und Muslimen. So ist es im Senegal selbstverständlich, dass Familien und geistliche Würdenträger sich zu christlichen und muslimischen Festen gegenseitig einladen. Projekte der Entwicklungszusammenarbeit wie z.B. Gemeinschaftsgärten für Frauen werden gemeinsam forciert.
Bei der Ankunft der Pilgergruppe auf dem Freienstein weitete sich der Blick erneut, nicht nur geografisch. P. Abraham Sireu ist Combonimissionar und erster Priester aus dem Volk der Pokot. Ein kriegerisches Nomadenvolk in Kenya. Er sieht seine Berufung als Antwort auf das segensreiche und friedensstiftende Wirken der Missionare in Kenia. Heute steht Kenia vor der schwierigen Herausforderung, trotz eines guten Wirtschaftswachstums den Wohlstand gerechter zu verteilen.
P. Josef Altenburger, ebenfalls Comboni Missionar und Direktor von Missio Steiermark unterstrich in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer differenzierten Sicht und Berichterstattung über Afrika. Ein Pilgerkreuz aus Lampedusa, hergestellt aus den Bootsplanken gestrandeter Flüchtlingsboote erinnerte an das Schicksal von Millionen von Flüchtlingen in Afrika. Die große Mehrzahl findet Schutz in afrikanischen Ländern wie z.B. Kenia. Für P. Altenburger ist ein Marshall-Plans für Afrika ein Gebot der Stunde.
Nach der Eucharistiefeier in der neu erstrahlten Wallfahrtskirche ermutigte Bischof Wilhelm Krautwaschl die Pilger zu einem Dialog mit Afrika. Er erteilte einer paternalistischen Hilfe von oben herab eine klare Absage. Alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Kultur oder Religion dürfen sich von Gott geliebt wissen. Alle Menschen haben die gleiche Würde und eine Begegnung auf Augenhöhe muss selbstverständlich werden.
Im Stil lateinamerikanischer Wallfahrten (Romarias) wurden von den bunten Bändern des Pilgerkreuzes kurze Armbänder geschnitten – Erinnerungen daran, sich mit und für Afrika solidarisch auf den Weg zu machen.
Ernst Zerche