In der Lebensmittelindustrie beliebt, als Mittel zum Klimaschutz gepriesen, ist Palmöl tatsächlich ein „fettes Problem“ für Mensch und Natur. Darüber diskutierte eine hochkarätig besetzte Runde im Grazer Barocksaal.
Palmöl ist in aller Munde: Fast jedes zweite Produkt im Supermarkt enthält das Öl aus den fetthaltigen Früchten der Ölpalme. Gleichzeitig wird die Kritik an den sozialen und ökologischen Folgen des Palmöl-Booms in den Anbauländern immer lauter. Nun sorgte auch eine Greenpeace-Studie für Aufsehen, die alarmierend hohe Konzentrationen an wahrscheinlich krebserregenden Schadstoffen in einigen palmölhaltigen Produkten aufzeigte. Wie groß das Interesse an dem Thema ist, zeigte sich bei einer Diskussionsveranstaltung im vollbesetzten Grazer Barocksaal, die Welthaus gemeinsam mit der KHG veranstaltete.
Eine hochkarätigen Runde diskutierte über Für und Wider des umstrittenen Rohstoffes sowie mögliche Alternativen. Christina Plank von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt erforscht unter anderem die Auswirkungen der Palmöl-Produktion in Südostasien. In Indonesien etwa würden für die Palmöl-Plantagen riesige Regenwälder abgeholzt und zahlreiche Menschen von ihrem Land vertrieben. „Mittlerweile wird dort auf sechs Millionen Hektar Palmöl gepflanzt“ erzählte Plank, „wobei sich die Situation in den letzten 15 Jahren immer mehr zugespitzt hat.“ Der Großteil der Produktion gehe in den Export – vor allem in die EU, aber zunehmend auch nach China und Indien.
Was vielen beim Thema Palmöl nicht bewusst sein dürfte, hatte Moderatorin Sigrun Zwanzger schon zu Beginn erwähnt: Mehr als die Hälfte des verwendeten Palmöls fließt als „Biodiesel“ in Fahrzeugtanks. Karl Totter gilt als Biodiesel-Pionier. Er berichtete, wie er bereits in den 1980er Jahren Raps aus lokaler Produktion zu Biodiesel für Traktoren verarbeitete. Mit der Firma SEEG in Mureck war Totter lange Zeit erfolgreich bei der Biodieselproduktion aus Raps und Altspeiseölen. Doch im Jahr 2013 musste die SEEG Insolvenz anmelden. Ursache dafür waren laut Totter vor allem die zollfreien Billigimporte von Agrodiesel aus Südostasien und Südamerika: „Unser südsteirischer Biodiesel konnte nicht mehr kostendeckend verkauft werden. Die Elefanten haben die kleine Maus zusammengetreten.“
Heute sei in den österreichischen Tanks bereits mehr Palmöl als Agrodiesel aus heimischen Rohstoffen, erklärte Markus Meister vom Welthaus. 75.000 Tonnen Rohstoffe für den Verkehr aus heimischer Produktion stünden mehr als 600.000 Tonnen importierte Rohstoffe wie etwa Raps und Palmöl, gegenüber. Österreich könne seinen Bedarf auch gar nicht selber decken, es führe kein Weg an einem geänderten Mobilitätsverhalten vorbei, war sich die Runde einig. Bei der Frage nach Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel meinte Plank, Palmöl sei dafür jedenfalls ungeeignet. Es habe, wenn man den gesamten Produktionszyklus einbeziehe, keinerlei Klimanutzen und sei sogar schädlicher als Diesel. Die Nutzung von Altspeiseölen sei dagegen sinnvoll. Doch mit den derzeit produzierten vier Litern pro Kopf und Jahr in Österreich könne man halt nicht weit fahren, ergänzte Meister.
Auf die politische Verantwortung angesprochen, plädierte die Runde für rasche Maßnahmen wie höhere Reduktionsziele von Treibhausgasen, die Einführung einer CO2-Steuer und die Reduktion der Beimengung von Agrotreibstoffen. Leider werde der Klimaschutz politisch bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Es gebe genügend Studien, man wisse was zu tun sei, meinte Totter: „Reden Sie über den Klimaschutz – in der Familie, am Stammtisch oder am Kirchenplatz. Informieren Sie sich und sagen Sie es weiter. Derzeit vernichten wir unsere Lebensgrundlagen, wir haben aber nur einen Erdball.“