Dr. Helmut Ornauer
19.11.1938 – 25.4.2022
Dr. Helmut Ornauer hat 50 Jahre Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Entwicklung geleistet. Die Österreichische Sozial-, Friedens- und Entwicklungsarbeit trägt seine Handschrift. Helmut Ornauer sah immer seine Aufgabe darin, das Zusammenspiel der diversen Politiken Österreichs (Entwicklungs-, Außen-, Agrar-, Handels-, Wirtschafts-, Währungs-, Landwirtschaftspolitik, etc.) einzumahnen. Versäumnisse der heimischen Politik, aber natürlich auch die der EU, die ja von Österreich mitgestaltet wird, müssten aufgedeckt und ausgeglichen werden.
Helmut Ornauer war ein außerordentlich wissenschaftlicher Denker und Gestalter. Sein Anliegen war die Schwerpunktverlagerung der Kirche zu einer Kirche der Armen und kulturell „Anderen“. Damit waren seiner Meinung Optionen verbunden: „Die Option für die Armen und für die „Anderen“. Die Folgen dieser Optionen: Von der Fürsorge für die Armen zur Ermöglichung der Selbsthilfe der Armen; Entwicklung zu einer solidarischen und prophetischen Kirche; Inkulturation und interreligiöser Dialog. Bildung zum Thema „Weltkirche“ auf allen Ebenen der Kirche in Europa, um zu mehr Wissen und Verständnis für andere Teile der Weltkirche zu kommen.
Dr. Helmut Ornauer hat in Wien Rechts- und Politikwissenschaften studiert. Von 1966 bis 1969 war er Vorsitzender der Österreichischen Studentenvereinigung der Vereinten Nationen, von 1968 bis 1975 Wissenschaftlicher Sekretär am Europäischen Koordinationszentrum für Forschung und Dokumentation der Akademischen Vereinigung für Außenpolitik. 1975 bis 1977 war er gemeinsam mit seiner Frau Brigitte in Quito, Ecuador als Koordinator der Entwicklungsorganisation JUGENDRAT tätig. 1978 war er Konsulent bei der UNIDO, 1979 bis 1980 Leiter der Bildungsarbeit beim ÖED (Österreichischer Entwicklungsdienst), 1981 bis 1982 Direktor der ÖFSE (Österreichische Forschungsstiftung für Entwicklung). 1982 bis 1998 war er Direktor der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung.
Darüber hinaus war Dr. Ornauer immer auch ehrenamtlich und wissenschaftlich tätig. Von 1984 an war er an der Universität Wien Dozent für Entwicklungspolitik. Von 1998 bis 2001 war er Leiter des Kontrollsenats der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz, von 1999 bis 2017 Konsulent der Österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission. Von 1985 bis 2000 Leitungsmitglied bzw. Direktor der österreichischen Kommission Justitia et Pax. Von 2000 bis 2003 war er Vizepräsident der Katholischen Aktion Österreichs. Von der Gründung des Spendengütesiegels 2001 bis 2021 war Helmut Ornauer Vorsitzender des Schiedsgerichtes des österreichischen Spendengütesiegels (ÖSGS).
Bei unzähligen Reform-Initiativen war Helmut Ornauer federführend beteiligt:
• 1980 Grundsatzpapier: „Entwicklungspolitik der katholischen Kirche in Österreich“
• Solidaritätsaktion und Sanktionsappell zu Südafrika 1985 und 1986
• Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungszusammenarbeit 1988 (AGEZ)
• Selbstverpflichtung und danach Gründung des Spendengütesiegel Österreichs.
• 1995/1996 Bildungsprogramm zum Thema „Internationalen Verschuldung“ und 1996 Kampagne zur „Entschuldung der ärmsten Länder des Südens“.
• Erlassjahr-2000-Kampagne für eine Entschuldung der ärmsten Länder des Südens, mit 17 Millionen Unterschriften aus vielen Ländern aller Kontinente.
• 1997 werden mit Partnern in der Dritten Welt die neuen Leitlinien für die Zusammenarbeit der Katholischen Kirche in Österreich veröffentlicht.
Helmut Ornauer hat viele Repräsentanten der Internationalen Entwicklungsarbeit nach Wien eingeladen und sich mit ihnen intensiv beschäftigt. Unter anderem Kardinal Everisto Arns
(Brasilien), Yvon Ambroise (Indien), Bischof Bonifatius Haushiku (Namibia) und viele mehr. Sein Wissen und sein Engagement haben dazu geführt, dass die Entwicklungspolitik der Kath. Kirche in Österreich einen großen Stellenwert erreichte und auf seine Qualität zu Recht stolz sein kann.
Nicht verheimlichen darf man, dass Dr. Helmut Ornauer bei seiner Leistung und Wertschätzung für die Katholischen Kirche in Österreich, von dieser auch große Enttäuschungen erlitten hatte. Aber mit Erzbischof Alois Wagner, Weihbischof Florian Kuntner und Weihbischof Heinrich Fasching hat ihn zeitlebens eine tiefe Freundschaft und Wertschätzung verbunden.
Heinz Hödl
Wien, am 26. April 2022
Heinz Hödl hat Helmut Ornauer 1981 kennengelernt und mit ihm bis 2015 zusammengearbeitet. Am Beginn als DKA Geschäftsführer in der Leitung der Koordinierungsstelle. Als KOO Geschäftsführer ist er ihm beratend beigestanden.