Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen begrüßen die Ankündigung von Bundesministerin Leonore Gewessler, dass Agrodiesel aus Palmöl ab 1. Juli 2021 nicht mehr als „Biokraftstoff“ gelten und nicht länger für die Erreichung von Klimazielen anrechenbar sein wird. „Das ist ein notwendiger und – aufgrund der immensen sozialen und ökologischen Auswirkungen des Anbaus von Palmöl – überfälliger Schritt“, meint Markus Meister vom Welthaus Graz. Gewesslers Argument, für den Anbau von Palmöl werde „im großen Stil Regenwald abgeholzt und unberührte Natur zerstört“ wird von Meister bestätigt. „Hinzu kommt, dass für die Palmölplantagen Kleinbauern und Indigene von ihrem Land vertrieben werden und dadurch ihre Lebensgrundlage verlieren“, erklärt Meister.
Doch nicht nur Biokraftstoffe aus Palmöl seinen aus klimapolitischer Sicht problematisch, meint Ulla Rasmussen (VCÖ). Der aktuelle Biokraftstoffbericht mache deutlich, dass der in Österreich in den Verkehr gebrachte Agrodiesel insgesamt keinen wesentlichen Beitrag – vor allem aufgrund der indirekten Landnutzungsänderungen – zur Treibhausgasreduktion leistet. „Damit ist auch die Nutzung von Biokraftstoffen aus anderen Pflanzenölen als klimapolitisch problematisch einzustufen“, erklärt VCÖ-Expertin Rasmussen.
„Auch für den Anbau von Soja werden in Lateinamerika riesige Regenwaldflächen gerodet und Menschen von ihrem Land vertrieben“, meint Meister. Welthaus und VCÖ fordern die Einführung von Mechanismen, die sicherstellen, dass es zu keiner Erhöhung von sozial und ökologisch problematischen „Biokraftstoffen“ kommt. „Nur 14 Prozent des österreichischen Agrodieselverbrauchs können durch die Rohstoffe aus Österreich selbst gedeckt werden“, erklärt Meister. „Wenn wir in Österreich Palmöl nicht mehr als „Biokraftstoff“ verwenden wollen, dann darf dieser auch nicht durch Agrodiesel aus anderen Ölpflanzen ersetzt werden!“ Die Mobilitätswende könne nur durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, mehr sanfte Mobilität und Bahnverkehr sowie durch klügere Raumplanung gelingen: „Der Verkehr auf der Straße muss hingegen reduziert werden. Ein scheinbares grünes Mascherl an der Zapfsäule ist zu wenig.“