Agrotreibstoffe schaden dem Klima mehr als sie nutzen. Der großflächige Anbauf von Pflanzen für unsere Tanks hat in vielen Weltregionen verheerende Folgen für Mensch und Natur. Welthaus fordert einen Stopp der Beimischung von Agrotreibstoffen.
„Biotreibstoffe“ aus Pflanzen tanken und so das Klima schützen: Das klingt leider zu gut, um wahr zu sein. Die behauptete „deutliche Senkung“ der Verkehrs-Emissionen durch den Einsatz von biogenen Treibstoffen wurde längst durch etliche Studien widerlegt. Dennoch werden weiterhin Nahrungs- und Futtermittel in Form von Agrodiesel und -ethanol den fossilen Treibstoffen beigemischt.
Und das in wirklich substanziellen Mengen: 10.000 Tonnen Getreide, besonders Weizen und Mais, werden für die Herstellung von Agroethanol EU-weit pro Tag benötigt. Über 500.000 Tonnen an Agrotreibstoffen wurden allein im Jahr 2022 in österreichischen Fahrzeugen verbrannt – der Großteil ist pflanzenbasiert und steht somit nicht mehr für die Nahrungs- und Futtermittelversorgung zur Verfügung.
Verheerende Folgen für Mensch und Natur
Doch der politisch geförderte Einsatz vor allem von soja- und palmölbasiertem Agrodiesel ist keine Maßnahme zum Klimaschutz und menschenrechtlich höchst problematisch. Denn entscheidend für die tatsächliche Klimabilanz ist die gesamte Produktionskette – vom Anbau über die Weiterverarbeitung bis hin zum Endprodukt. So werden z.B. in Lateinamerika für Sojaplantagen riesige Waldflächen gerodet und wertvolle Ökosysteme zerstört, dadurch steigen nicht nur die CO₂-Emissionen. Es kommt auch immer wieder zu gewaltsamen Vertreibungen der lokalen Bevölkerung, die dadurch ihre Lebensgrundlage verliert.
Darüber hinaus sind weltweit die Anbauflächen begrenzt und werden dringend für die Produktion von Nahrungsmitteln benötigt. Das führt uns der Krieg in der Ukraine eindrucksvoll vor Augen. Die schon vor Kriegsbeginn einsetzenden Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und im Energiebereich haben in den vergangenen Monaten immer wieder Fahrt aufgenommen. Das trifft vor allem die Ärmsten, die schon bisher einen großen Teil ihrer Einkommen für die Ernährung ausgegeben haben.
Soja: Österreich in EU zweitgrößter Verbraucher
Auch in Österreich werden seit Oktober 2005 pflanzliche Treibstoffe dem fossilen Diesel oder Benzin beigemischt, um die Klimaziele zu erreichen. Dabei wird der inländische Verbrauch nahezu ausschließlich über Agrodieselimporte abgedeckt. Fast ein Drittel des so genannten Biodiesels, der tagtäglich in Österreichs Autos verbrannt wird, besteht aus Soja, das auf riesigen Plantagen in Brasilien und Argentinien angebaut wird. Damit ist Österreich europaweit der zweitgrößte Verbraucher von Sojadiesel und das, obwohl hier die Treibhausgas-Emissionen rund dreimal so hoch sind als bei fossilem Diesel.
Deshalb fordern wir:
- eine sofortige Beendigung der Sojabeimischungen nicht nur in Österreich, sondern EU-weit
- im Gegensatz zur von der Mineralölindustrie geforderten Erhöhung der Beimischungsquote einen generellen Stopp von Agrotreibstoffen auf Futter- und Nahrungsmittelbasiss
Erfolge unserer anwaltschaftlichen Arbeit
Seit Juli 2021 kann in Österreich aus Palmöl hergestellter Agrodiesel dem fossilen Diesel nicht mehr beigemischt werden. Damit erfüllt Österreich eine langjährige Forderung von Welthaus und anderen entwicklungspolitischen Organisationen aus dem Umwelt- und Menschenrechtsbereich. Die Produktion von Palmöl wird seit Jahren als eine wesentliche Ursache der Regenwaldrodung sowie schwerer Land- und Menschenrechtskonflikten weltweit, vor allem in Südostasien, angesehen.