Die Uno-Artenschutzkonferenz im kolumbianischen Cali (COP 16) ist am 2. November weitgehend ohne Ergebnisse zu Ende gegangen. Welthaus fordert: Industrieländer wie Österreich müssen rasch handeln, um den dramatischen Verlust der Biodiversität zu stoppen.
Am 2. November ging die Weltnaturkonferenz (COP16) in Kolumbien zu Ende – weitgehend ohne Ergebnisse. Vor allem die große Frage der Finanzierung von Maßnahmen gegen Umweltzerstörung und das weltweite Artensterben blieb offen. Eine positive Entwicklung ist der Beschluss der Einrichtung eines Gremiums, das die Rechte indigener Völker überwachen soll. Dadurch soll das traditionelle Wissen und die nachhaltigen Praktiken indigener und lokaler Gemeinschaften respektiert und in die Naturschutzarbeit integriert werden. Eine Maßnahme, die im Übereinkommen über biologische Vielfalt verankert ist.
Kritik an Finanzialisierung der Natur
Ein zentrales Thema der COP 16 war der Vorschlag von Biodiversitätsmärkten, um die Finanzierungslücke für Naturschutzprojekte zu schließen: Nach dem Modell der Kohlenstoffmärkte sollen Unternehmen die durch ihre Aktivitäten verursachten Umweltschäden kompensieren können, indem sie an „Naturschutzmaßnahmen“ geknüpfte Biodiversitätszertifikate kaufen. Dies sei ein Versuch, die Natur zu monetarisieren, argumentieren Kritiker. Unternehmen könnten sich so von ihrer ökologischen Verantwortung freikaufen. Eine Umsetzung verschärfe die ungerechte Landverteilung und erhöhe den Landraub in ressourcenreichen Gebieten.
Die jüngste Geschichte der Kohlenstoffmärkte wirft einen Schatten auf die Biodiversitätsmärkte: Studien zeigen, dass der Großteil der Kohlenstoffzertifikate keine echten Emissionsreduktionen bewirkt. Dieselben Risiken gelten auch für Biodiversitätsmärkte. Viele indigene Führungspersönlichkeiten argumentieren, dass diese Kreditsysteme die Natur auf einen wirtschaftlichen Wert reduzieren. Dies widerspricht ihrer Weltanschauung, die die Natur als heilig und untrennbar verbunden begreift.
Auch ohne den Beschluss der Finanzialisierung der Natur gehen die Verhandlungen in Richtung Biodiversitätsmärkte und „grüne“ Technologien weiter. Klingende Schlagworte wie „nature positive“ oder „innovative Lösungen“ sollen dies vorantreiben. Statt echter, auf Gerechtigkeit ausgerichteter Naturschutzmaßnahmen droht eine neue Form des Greenwashings und ein gigantisches Geschäft mit „synthetischer Biologie“ (neue Formen der Gentechnik).
Maßnahmen für gerechten Naturschutz
Um die Ziele des vor zwei Jahren in Montreal beschlossenen Biodiversitätsrahmens zu erreichen und den Verlust der Biodiversität zu stoppen, müssen Industrieländer wie Österreich Verantwortung übernehmen und aktiv Maßnahmen ergreifen. Welthaus fordert:
- Energiepolitik reformieren und fossile Brennstoffe reduzieren: Ein schrittweiser, verbindlicher Ausstieg aus fossilen Energieträgern und der Ausbau erneuerbarer Energien sind unabdingbar, um die Klimakrise zu bekämpfen und die Natur langfristig zu schützen.
- Unterstützung einer agrarökologischen Transformation: Anstelle industrialisierter Landwirtschaft, die oft auf Monokulturen und Chemikalieneinsatz setzt, sollten nachhaltige Anbaumethoden gefördert werden. Diese erhalten die Böden und die biologische Vielfalt langfristig.
- Verbindliche Umweltauflagen für Unternehmen: Schädliche Praktiken wie exzessive Abholzung, industrielle Landwirtschaft und der Abbau natürlicher Ressourcen müssen strenger reguliert werden. Dies reduziert die Belastung der Natur.
- Nachhaltige Konsum- und Importpolitik fördern: Industrieländer sind für einen Großteil des globalen Ressourcenverbrauchs verantwortlich und tragen maßgeblich zur Zerstörung artenreicher Ökosysteme im globalen Süden bei. Österreich und andere reiche Länder könnten durch eine ressourcenschonendere Handelspolitik und den Abbau von Rohstoffimporten aus sensiblen Ökosystemen die Belastung für die Biodiversität reduzieren.
- Landrechte für indigene Gemeinschaften schützen und stärken: Die Industrieländer müssen sich verpflichten, die Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften zu respektieren und sie als vollwertige Partner in Naturschutzmaßnahmen einzubinden. Finanzmittel sollten direkt an indigene Gemeinschaften und lokale Projekte fließen, die Naturschutzmaßnahmen vor Ort umsetzen. Diese Gemeinschaften sind oft die Hüter der artenreichsten Gebiete und benötigen direkte Unterstützung für ihre nachhaltigen Ansätze.
Indigenous Peoples are the real solutions to the nature and climate crises (eng.) >>