Foto: Furgler

„Der Regenwald ist ein Brennpunkt“

Karl Steininger nimmt derzeit in der Delegation der europäischen Umweltökonom:innen an der Klimakonferenz COP30 in Belém (Brasilien) teil. Hier liefert der Klimaökonom (Wegener Center) und Welthaus-Vorsitzende eine erste Einschätzung.

Brasilien hat die heurige Weltklimakonferenz ganz bewusst in den Regenwald geholt. Der Amazonas-Regenwald war vor der Kolonialisierung Lateinamerikas von etwa 50 Millionen indigenen Menschen bewohnt. Es war kein rein naturbelassenes Waldsystem: Der Wald war ohne Menschen nicht denkbar, und umgekehrt. Es war jedoch – anders als heute – ein langfristig tragfähiges System.

Nunmehr ist gerade der Regenwald ein Brennpunkt: Großprojekte, Rodungen, Pestizide und die Verschmutzung durch fossile Extraktion und (Gold-)Bergbau sind Ökozid und entziehen der indigenen Bevölkerung ihre Lebensgrundlage. So wie viele Aspekte unseres aktuellen globalen Wirtschaftens der Menschheit insgesamt ihre zukünftige Lebensgrundlage entziehen.

Es sind so viele Indigene wie noch nie hier bei der heurigen Weltklimakonferenz akkreditiert. Sie haben Lösungen aus ihrer Tradition für einen nachhaltigen Umgang mit Land, in Agroökologie, auch für ein nunmehr bereits verändertes Klima. Einige Foren der Vereinten Nationen strecken die Hand aus, um dieses Wissen breiter nutzbar zu machen.

Die Indigenen fordern laut, dass Projekte auf ihrem Land nicht mehr geplant und durchgeführt werden sollen, ohne sie einzubeziehen. Auch wir in Europa und in Österreich können an unserem Lebensstil arbeiten, damit dieser weder bei uns die Lebensgrundlagen zerstört noch über die Handelsverflechtungen hier in Lateinamerika. Welthaus-Projekte wie Alianza zwischen der Steiermark und Argentinien haben hier Möglichkeiten der Neuausrichtung auf nun zukunftsfähige Wege entwickelt und zu deren Umsetzung bereits beigetragen.  

Eine Neuausrichtung, die dem Leben dient. Dem der Natur wie dem der Menschen, als zwei Seiten ein und derselben Medaille, wie Franziskus in der Enzyklika „Laudato sí“ klarstellte. In unserem Inneren sehen wir, welche unserer Handlungen uns wirklich erfüllen, das Gemeinwohl im Blick. Möge dieser ehrliche Blick – am Gemeinwohl ausgerichtet – auch bei den Verhandlungen in Belém die Basis für Entscheidungen sein – dann ist es ein geteilter gemeinsamer Blick, die Grundlage für ebensolches Handeln.

Beim alternativen, ökumenischen „Gipfel der Völker“ stehen hier in Belém „Hoffnung“, „Glauben“, „Gerechtigkeit“ und „Recht“ im Zentrum. Somit wird „Liebe“ hier durch Gerechtigkeit und Recht sichtbar. Möge die heurige COP dem Recht und der Gerechtigkeit den Weg bahnen.  

Im Anschluss an die Klimakonferenz besucht Karl Steininger gemeinsam mit Brasilien-Referentin Margret Moser die von Welthaus unterstützten Projekte im Land.

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