Foto: Ernst Zerche

Leuchttürme in der Region

Die familiäre Landwirtschaft steht unter Druck. Ein Vernetzungstreffen in Gnas zeigte Wege aus der Krise auf.

Zukunft säen – Zukunft sehen: So lautete das Motto eines Vernetzungstreffens am 3. September 2021 in Gnas, an dem rund 100 ExpertInnen und Interessierte teilnahmen. Unter der Moderation von Margareta Moser (Welthaus) diskutierten Irene Gombotz (Die jungen WILDEN Gemüsebäuerinnen/Bauern), Maria Fanninger (Land schafft Leben) und – live aus Brasilien und Tansania zugeschaltet – Thomas Bauer und Alexander Wostry über die Situation von Kleinbauernfamilien in Österreich, Lateinamerika und Afrika.

Familiäre Landwirtschaft in der Krise

Preisdruck, Landflucht und die Klimakrise sind nur einige der Faktoren, durch die die familiäre Landwirtschaft weltweit in die Krise geraten ist. Dabei sind es vor allem kleinbäuerliche Betriebe, die gesunde Lebensmittel, sozial verträgliche Arbeitsbedingungen und Tierwohl garantieren. Damit all das umgesetzt werden kann, müssten auch die KonsumentInnen umdenken, betonte Maria Fanninger. „Jene Produkte, die die Umwelt etwa durch lange Anfahrtswege am meisten belasten, sind im Supermarkt am günstigsten“, kritisierte sie. Es seien die KonsumentInnen, die mit ihrem Kauf über Tierwohl, Arbeitsbedingungen und Naturschutz entscheiden würden: „Wir selbst müssen den Schalter umlegen und bewusst einkaufen“, so Fanninger. „Beim Öffnen der Kühlschranktür muss ich mich fragen: Welche Werte liegen bei mir im Kühlschrank?‘“

Landraub in Brasilien

Wie sehr Strukturen und Rahmenbedingungen die Situation der familiären Landwirtschaft weltweit beeinflussen, wurde in den Schilderungen von Thomas Bauer verständlich. Der gebürtige Vorarlberger, der in Brasilien für die Welthaus-Partnerorganisation CPT arbeitet, erzählte von einem Fall von Landraub durch Großkonzerne, die indigenen Völkern ein Gebiet in der Größe von 330.000 Hektar wegnahmen, um darauf Soja anzubauen. Während es am Beginn seiner Tätigkeit in Brasilien noch darum gegangen sei, Gruppen zu fördern, die sich eine Existenz aufbauen wollten, bestehe seine Arbeit heute vorwiegend darin, Menschen vor der Vertreibung zu beschützen. „Es muss global gearbeitet werden an Lösungen, die nicht zulassen, dass solche Strukturen bestehen können“, so Bauer.

Regionale Initiativen

Damit überhaupt nachhaltig eingekauft werden kann, gibt es Initiativen wie jene der „Hofschneider Dirndl’n“, die in Gnas, Graz und an drei weiteren Standorten „Bauernautomaten“ mit regionalen Produkten betreuen. Rund um die Uhr sind somit Spezialitäten aus der Region erwerbbar. „So kann man sich von Nahrung ernähren, die im Umkreis von fünf bis zehn Kilometer produziert worden ist“, erklärten die Schwestern Christina und Stefanie Niederl. Die kurzen Anfahrtswege seien ein Beitrag zum Klimaschutz. 20 weitere Initiativen aus der Südoststeiermark stellten an diesem Nachmittag ihre Produkte vor – vom Bäcksteffl über die „Ziegenhof Milchmädchen“ bis zum Obsthof Haas.

Auf den Marktständen rund um das Pfarrzentrum gab es Infos vom „Netzwerk Weltkirche“, das die Veranstaltung organisiert hat. Das Netzwerk besteht aus den diözesanen Einrichtungen Caritas, Dreikönigsaktion, Aktion Familienfasttag/kfb, Sei so frei/kmb, Missio und Welthaus, die in Afrika, Asien und Lateinamerika Kleinbauernfamilien und Indigene unterstützen.

netzwerk-weltkirche.graz-seckau.at

Text: Anna Steiner